Ein Bienenbeobachtungskasten im Schulzimmer

von Viktor Krummenacher und Martin Dettli


Wir möchten Lehrerinnen und Lehrer zur Haltung von Bienen im Schulzimmer anleiten. Die verschiedenen Beobachtungsmöglichkeiten am Kasten und in der Umgebung bilden Unterrichtsstoff für alle Schulstufen vom Kindergarten bis zur Universität. Grundgedanke ist das gemeinsam forschende Lernen, wie es von Martin Wagenschein vorgeschlagen wird.


Bau, Einrichten und Betreiben des Bienenbeobachtungskasten
Ein für die Beobachtung idealer Kasten hat für nur eine Wabe Raum, die zwei seitlichen Scheiben ermöglichen eine optimale Beobachtung. Ein solcher Einwaben- Beobachtungskasten kann im Imkerfachhandel gekauft werden oder allenfalls bei einem Imker ausgeliehen werden. Mit etwas handwerklichem Geschick ist auch ein günstiger Nachbau möglich. Der Einwaben-Beobachtungskasten ist zu klein, um Bienen lange Zeit darin zu beobachten. Wir empfehlen eine Beobachtungszeit von sechs bis höchstens acht Wochen.
Ein geeignetes Bienenvolk kann meist bei einem Imker aus der Gemeinde ausgeliehen werden.
Der gefüllte Bienenkasten muss immer senkrecht stehen. Ganz wichtig ist der freie Luftaustausch durch das Gitterloch oben. Zu gewissen Zeiten muss bereits beim Abholen gefüttert werden. Wenn der Imker dies empfiehlt, so soll das Flugloch zwei Tage mit einem Gitter von höchstens 3.5 mm Maschenweite geschlossen werden. Sonst können fremde Bienen das Volk ausrauben. Bienen überleben bei Fütterung und genügender Belüftung auch zwei Tage bei geschlossenem Flugloch.
Ein Loch von 24 mm Durchmesser muss in den Fensterrahmen gebohrt werden, oder in eine Platte, welche für diese Zeit ein Fenster ersetzt oder die Fensteröffnung verkleidet. Das Loch muss etwa auf der Höhe des Kastenflugloches sein. Der Schlauch, der vom Beobachtungskasten ins Freie führt, soll möglichst kurz gehalten werden. Mit etwas Rauch können die Bienen beim Anschliessen des Schlauches zurückgedrängt werden.
1 kg Kristallzucker wird mit 6.5 dl warmem Wasser gemischt, gut verrührt und eine Weile stehen gelassen. Diese Zuckerlösung ist im Kühlschrank einige Wochen haltbar.
Der Futterbedarf ist sehr unterschiedlich je nach Wetter und Tracht. Das eingetragene, glänzende Futter ist im oberen Teil der Wabe gut erkennbar. Ein Futtergürtel von etwa 5 cm ist anzustreben, die Fütterung sollte sich daran orientieren. Ein Kontrollblick pro Woche ist nötig.
Die Bienen können bei längerer Beobachtungsdauer durch den Lichteinfall irritiert werden. Der Kasten soll nach der Beobachtung – auch aus Wärmegründen – wieder abgedeckt werden. Dasselbe gilt für die Ausflugsröhre.


Vorsicht
Bei Bienenstichen durch Unfälle oder beim Besuch eines Bienenhauses ist darauf zu achten, dass es Menschen gibt, welche allergisch auf Bienenstiche reagieren. Diese Überreaktion kann sich in Atemnot, Herzbeschwerden und Übelkeit ausdrücken. Bei Anzeichen einer solchen Reaktion ist sofort der Arzt aufzusuchen.


Beobachtungsaufträge

  • Beobachten von Bienen, Drohnen und Königin

  • Suchen von Arbeiterinnen-, Drohnen- und Königinnenzellen

  • Beobachten einer Biene, die Pollen einträgt: verfolgen

  • Untersuchen, wie die Zellen in der Wabe genutzt werden

  • Verfolgen, wie ein Volk eine Königin nachzieht

  • Studieren des Verhalten am Flugloch

  • Beobachten des Bienentanzes: Deuten des Tanzes und Suche der (Pollen-) Trachtquelle.

  • Den Bienen zuhören: Ohr am Kasten oder mit dem Stetoskop

  • Beobachten des Wachsschwitzen: Wabe muss gekürzt sein

  • Futter hineintröpfeln. Futteraufnahme beobachten

  • Studieren des Körperbaus unter dem Binokular

  • Untersuchen von Augen, Beinen

  • Beobachten von Bienen auf Blüten: Pollensammeln, Nektarsaugen,

  • Zeichnen von Bienen und Rückkehr beobachten (mit Zeichenrohr am Flugloch abfangen, Tippex)

  • Futter aussen aufstellen und die Meldung beobachten (Vorsicht Räuberei!)

  • Dressieren auf Futterquelle mit Farbe und Duft. Futter wegnehmen, Farbe und Duft verstellen
  • Untersuchen der Blütenstetigkeit, Einfliegen auf Futterquelle, Ersetzen durch bespritzten Blumenstrauss, Besuch derselben Blüten in der Nähe, Wechseln der Blumenart